Zum Leserbrief von Dr. Gottfried Wolf, FW 21.01.2013 - Fragen und Gedanken zur Zukunft von Suhl
Voranstellen möchte ich, dass ich es gut finde, dass sich Herr Dr. Wolf als Bürger und „Unternehmer“ mit seinen Wahrnehmungen zur Gegenwart und Zukunft unserer Stadt aus seiner Sicht äußert. Zu einigen angesprochenen Fragen möchte ich gerne meine Auffassung als Stadträtin in Kurzform darlegen.
Herr Dr. Wolf wirft die Frage auf, warum im Zusammenhang mit den EON-Anteilen nicht von neuen Produktionsstätten gesprochen wird, sondern Schulden von CCS und Gewo beglichen werden sollen? Die Bedingungen für das Ansiedeln von neuen Produktionsstätten sind in unserer Stadt durch das Vorhalten von Gewerbeflächen auch ohne den in Aussicht gestellten EON-Aktienverkauf gegeben. Das war und ist, nicht nur ein Anliegen unserer Fraktion, sondern des gesamten Stadtrates. Auch die unternehmerfreundliche Begleitung durch die Stadt und die Imagepflege der Unternehmen sind dabei sehr wichtig. Zur angesprochenen Situation der Gewo möchte ich darauf verweisen, dass der Erhalt der Gewo wichtig war und ist, um als Stadt den Einfluss auf den Wohnungsmarkt und die Miethöhen nicht vollkommen aus der Hand zu geben. Hier hat die Stadt, gerade durch die erforderlichen Abrisse, auch eine soziale Verantwortung. Der Stadtrat hat ausgehend von der Situation in der Gewo, die zum großen Teil in der Übernahme der Altschulden begründet ist, ein längerfristiges Sanierungskonzept von der Gewo gefordert und erarbeiten lassen. Eine Abstimmung bzw. Zustimmung der Banken war dazu erforderlich. Aufsichtsrat, Ausschüsse und Stadtrat kontrollieren und begleiten diesen Prozess. Sich der Innenstadt-Wohnsituation früher zu widmen, damit hat Herr Dr. Wolf sicher recht. Aber die umfangreichen Veränderungen in den umliegenden Plattenbaugebieten haben bei den Wohngesellschaften sehr viel Aufwand erfordert und für die vom Abriss betroffenen Bürger musste vordergründig Wohnraum bereit gestellt werden. Wenngleich aber auch im Innenstadtbereich neue Wohnanlagen und Eigenheime entstanden sind und derzeit im Areal altes Krankenhaus Eigenheime für junge Familien und durch private Bauherren z.B. Wohnungen im Weberblock oder in der Rimbachstraße neu entstehen. Richtig ist, dass an den bestehenden Wohnanlagen und im Umfeld von Suhl-Mitte sich einiges tun muss. Auf Antrag der SPD-Fraktion hat auch der Stadtrat beschlossen, zur bedarfsgerechten Wohnraumversorgung ein Konzept mit allen Partnern zu erarbeiten, um bestehende Lücken zu schließen. Dazu findet im April ein workshop statt, der auch öffentlich genutzt werden kann. Der Auffassung von Dr. Wolf, mit der Autobahneröffnung hätte Suhl zur attraktiven Wohnstadt profiliert werden sollen und gegenüber Erfurt profitiert, da Erfurt eine „sowohl baulich als auch klimatisch bedingte problematische Wohnsituation“ habe, dem würden sicherlich viele Menschen, bezogen auf die Beurteilung von Erfurt, nicht beipflichten, ich auch nicht. Suhl ist eine landschaftlich schön gelegene Stadt, zum Wohnen, mit umfangreicher Kultur (mit auch heute noch hochrangigen klassischen Konzerten), mit Handel, Gewerbe, Dienstleistungen, Tourismus, bekannt durch hochrangige Sportler und seine Jagd- und Sportwaffen. Und wenn Herr Dr. Wolf bezugnehmend auf einen Bankenkatalog die Attraktivität auf Kultur, Freizeitmöglichkeiten, Bildungsmöglich-keiten und Verkehrsanbindung bezieht, da hat Suhl doch einiges zu bieten. Suhl sollte viel mehr nach außen den Ruf als Mehrgenerationenstadt publizieren, vieles was in der Stadt vorhanden ist, spricht dafür, auch wenn hier und da noch Nachholebedarf besteht. Und wenn mit vielen Maßnahmen versucht wird, den Bevölkerungsrückgang zu stoppen ,so müssen wir uns den Gegebenheiten stellen. Mit dem erarbeiteten und laufend aktualisierten Integrierten Stadtentwicklungs- konzept soll dieser Entwicklung Rechnung getragen werden. Aber deshalb muss eine Stadt nicht unattraktiv werden, auch nicht für Unternehmen. Großunternehmen werden sich in Suhl aufgrund der topografischen Lage nicht ansiedeln können, aber kleinere und mittlere tun es. Dass junge Menschen weggehen, ist zum großen Teil auch eine Frage der Entlohnung durch die Unternehmen. Und wenn Herr Dr. Wolf, wie er schreibt, aus seiner Sicht die Öffentlichkeitsarbeit „zu verschwommen“ sieht und deshalb nur aus „Unwissenheit“ urteilen kann, sollte für die Stadt mit ihren Gremien Anregung sein, Entwicklungen und Vorgänge in der Stadt noch öffentlichkeitswirksamer und transparenter darzustellen. Gleichwohl es auch für die Bürger verschiedene Möglichkeiten gibt, in öffentlichen Veranstaltungen, über die Medien, über die homepage der Stadt, über die Fraktionen und den Stadtrat sich zu informieren oder um Information zu bitten. Dazu stehen wir Stadträte auch gerne zur Verfügung.
Karin Müller
SPD-Fraktionsvorsitzende im Stadtrat Suhl